Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine nimmt auch bei anderen russischen Nachbarn die Sorge zu, dass die territorialen Ambitionen von Präsident Wladimir Putin noch nicht erschöpft sind. Die Baltischen Staaten setzen jetzt auch in numismatischer Hinsicht ein starkes Zeichen: Die estnische Nationalbank „Eesti Pank“ beginnt am Freitag mit dem Verkauf einer Münzkarte mit einer ganz besonderen Zwei-Euro-Münze, die der Ukraine und der Freiheit gewidmet ist. Die Einnahmen aus dem Verkauf dieser Münzen sollen an die ukrainische Zentralbank gespendet werden. Die Auflage der Münzkarte beträgt 40.000 Stück und soll bei besonders großer Nachfrage erhöht werden.

Die Gestaltung der Münze

Die Zwei-Euro-Umlaufgedenkmünze aus Estland ist in vielerlei Hinsicht eine echte numismatische Sensation: Sie wurde von Daria Titova entworfen, einem jungen ukrainischen Kriegsflüchtling. Die junge Künstlerin stammt aus der umkämpften Stadt Charkiw und hat an der estnischen Kunstakademie studiert. Sie hat für das Motiv ein Mädchen als Symbol der Zärtlichkeit gestaltet, das einen Vogel in seiner Hand beschützt. Zudem ist auf dem Motiv eine Weizenähre zu sehen.

Der Aufsichtsrat der Zentralbank hat zudem beschlossen, den Text „Slava Ukraini“ auf der Münze zu verwenden, um die Unabhängigkeit und den Widerstand der Ukraine zu symbolisieren. „Es ist das erste Mal, dass eine von der Eesti Pank ausgegebene Münze einen Text in einer Fremdsprache trägt, aber dies war ein außergewöhnlicher Fall, und ‚Slava Ukraini‘ verkörpert den Drang der Ukraine nach Freiheit", sagt Mart Laar, Vorsitzender des Aufsichtsrats und früherer estnischer Ministerpräsident.

In nur vier Monaten vom Entwurf bis zur Ausgabe

Auch der Zeitplan für die Veröffentlichung der Zwei-Euro-Umlaufgedenkmünze zu Ehren der Ukraine ist außergewöhnlich. Normalerweise dauert es nach Darstellung der Eesti Pank ungefähr 18 Monate, um eine Zwei-Euro-Münze vom Erstentwurf über die Prägung bis zum Verkaufsstart zu bringen: „Aber in diesem Fall haben wir es in vier Monaten geschafft, da wir die Ukraine schneller unterstützen wollten“, erklärt Madis Müller, Gouverneurin der Eesti Pank.

Die estnische Kunstakademie hat in kürzester Zeit einen Gestaltungswettbewerb unter ukrainischen Flüchtlingen organisiert, die an der Akademie studieren. Nach den ersten Vorbereitungen im April 2022 billigte bereits Anfang Mai 2022 der Aufsichtsrat der Zentralbank den Entwurf. Danach musste das Design der Münze noch von der Europäischen Kommission und den EU-Mitgliedstaaten genehmigt werden. Gleichzeitig bereitete die Eesti Pank die Produktion der Münzkarten und der Zwei-Euro-Münzen vor. Die Münzen wurden in der Slowakei geprägt und die Münzkarten in Polen gedruckt. 

8. Juli 2022: Start der Münzausgabe

Um die Münzkarten so schnell wie möglich in den Handel zu bringen, entschied sich die estnische Zentralbank für ein Vorgehen, das ebenso unkonventionell wie die Entstehungsgeschichte der Münze ist: Die ersten 10.000 von 40.000 Münzkarten kommen am Freitag, den 8. Juli, in den Handel. Die restlichen 30.000 Stück sollen in den nächsten Wochen und Monaten produziert werden. Insgesamt werden zwei Millionen Zwei-Euro-Münzen ausgegeben, die bis zum Jahresende in den Umlauf gelangen: „Die Eesti Pank hat sich für diesen zweistufigen Ansatz entschieden, um die Ukraine, die um ihre Freiheit kämpft, so schnell wie möglich zu unterstützen“, heißt es in einer Stellungnahme der Zentralbank: „Da die 40.000 Münzkarten aus Polen in mehreren Chargen geliefert werden, werden die ersten 10.000 Münzkarten früher eintreffen und die Lieferzeiten für die restlichen Karten etwas länger sein. Die Eesti Pank bittet dafür um Verständnis.“

Weitere Pläne des Baltikums

Auch nach der Veröffentlichung der kurzfristig geplanten Zwei-Euro-Umlaufgedenkmünze aus Estland bleibt es spannend – denn in diesem Jahr gibt der nördlichste der drei baltischen Staaten so viele Zwei-Euro-Sondermünzen heraus wie nie zuvor, nämlich drei Motive: Die Prägung zum 150. Jahrestag der Gründung der estnischen Literatur-Gesellschaft ist bereits im Umlauf, die europaweite Erasmus-Sondermünze wird auch mit einer estnischen Beschriftung geprägt. Und dass es nicht die letzte Euro-Münze zu Ehren der Ukraine sein wird, steht schon jetzt fest: Die Zentralbanken von Lettland und Litauen unterstützen laut der Pressemitteilung der „Eesti Pank“ die Idee, des Freiheitskampfes der Ukraine zu gedenken - sie planen ebenfalls besondere Euro-Münzen, die der Ukraine gewidmet sind.