Warenkorb

Sie haben keine Artikel in Ihrem Einkaufswagen.

Hilfswerk Ludwigshafen

Briefmarken mit Zuschlag für die Opfer der Explosionskatastrophe von 1948


Kurz vor Schichtwechsel brach die Katastrophe über die Arbeiter herein: Am Nachmittag des 28. Juli 1948 kam es im BASF-Werk Ludwigshafen zu einer verheerenden Explosion. 207 Mitarbeiter wurden getötet, 3.818 Beschäftigte und Einwohner verletzt. Die Detonation - die dritte bei der BASF seit 1921 - zerstörte fast ein Drittel der Anlage und beschädigte allein in Ludwigshafen fast 5.000 Häuser.

Während Helfer in den Trümmern der BASF-Gebäude nach Überlebenden suchten, stieg über dem Explosionsort im Süden des Werks ein 150 Meter hoher Rauchpilz auf. Auslöser des Unglücks war ein mit Dimethylether - einem besonders leicht entzündlichen Flüssiggas - beladener Gaskesselwagen gewesen. Eine Expertenkommission kam später zu dem Schluss, sein tatsächliches Volumen sei geringer gewesen als auf dem amtlichen Schild angegeben. Der Wagen sei deshalb vermutlich überladen gewesen.

Die explosive Fracht stammte aus dem ostdeutschen Bitterfeld und war für die Farbenproduktion gedacht. Sie hatte von 5:45 Uhr morgens an in der Sonne gestanden. Bei hochsommerlichen Tagestemperaturen um die 40 Grad dehnte sich das Gas im prall gefüllten Wageninneren aus, bis eine Schweißnaht platzte. Als der Ether entwich und sich mit Luft mischte, kam es zu einer ersten Explosion, die den Wagen umwarf. Dabei trat der übrige Ether aus, der mit immenser Wucht verbrannte. Die Druckwelle knickte Stahlträger und ließ Werkhallen der BASF wie Kartenhäuser einstürzen.

Im Umkreis von 500 Metern wurden alle Bauten auf dem Firmengelände beschädigt. 20 Gebäude wurden völlig zerstört. Sogar im jenseits des Rheins gelegenen Mannheim wurden 2.450 Häuser ramponiert. Der Reporter der "Allgemeinen Zeitung" (Mainz) berichtete von "dicken Giftgaswolken, die sich stark auf die Atmungsorgane" legten. "In diesen grün-blauen Giftschwaden hatten wir nur wenige Meter Sicht."

Im Werk bot sich den 1.000 Feuerwehrleuten und den mithelfenden französischen und amerikanischen Besatzungssoldaten ein grausiges Bild. In der Halle B 210 war zum Zeitpunkt der Explosion gegen 15:43 Uhr Schichtwechsel. Mehrere 100 Arbeiter gaben gerade ihre Werkzeuge ab, gingen zum Duschen und wollten das Werk verlassen, als die zentimeterdicke Stahlwand des Waggons dem Gasdruck nicht mehr standhielt und zerriss. In der Werkzeugabgabe der völlig zerstörten Halle gab es keine Überlebenden. Zahlreiche Opfer waren verschüttet, unter Stahlträgern festgeklemmt und mussten mit Schneidbrennern befreit werden. Viele starben, ehe Hilfe kam.

Noch tagelang suchten Hilfsmannschaften in den Trümmern nach Opfern. Bis die materiellen Schäden beseitigt waren, verging ein Jahr; die Kosten wurden allein bei BASF auf 80 Millionen Mark beziffert.

Ausgabe von Briefmarken zugunsten der Opfer

Um die Opfer finanziell unterstützen zu können, wurden am 18. Oktober 1948 zwei Briefmarken in Rheinland-Pfalz mit Zuschlag und dem Aufdruck „Hilfswerk Ludwigshafen“ herausgegeben; die Auflage betrug jeweils eine Million Exemplare. Hiervon wurden 370.000 Sätze verkauft. Die Marken hatten lediglich eine Kursdauer von 106 Tagen. Sie wurden bereits am 31. Januar 1949 ungültig. Deswegen – und wegen des hohen Zuschlags ¬– gibt es hiervon noch sehr große postfrische Bestände und nur wenige gestempelte oder echt verwendete Marken. Postfrische Marken werten pro Stück nur € 2,50, während es gestempelte Exemplare auf € 80,- bringen. Etwa das Doppelte kosten echt gelaufene Briefe.

Der deutsche Maler und Grafiker Karl Graf wurde beauftragt, hierfür die Entwürfe zu liefern. Bekannt wurde Graf als Landschaftsmaler, insbesondere als „Maler der Weinstraße“. Die Weinmotive seiner Bilder dienten lange Zeit als Vorlagen für die Prämierungsurkunden des Weins. Die von ihm zunächst vorgelegten sehr drastischen Darstellungen fanden indes keine Zustimmung. Man einigte sich, den Fokus auf die Hilfe zu legen und gab den zwei Heiligen St. Martin und St. Christophorus den Vorzug. Weitere Briefmarkenentwürfe des Malers Graf sind nicht bekannt.

Sie finden die beiden Marken auf Seite 488 unseres DNK-Briefmarkenkatalogs 2022.



DNK

Passendes Zubehör

Hier kommen Sie zur aktuellen Ausgabe des DNKs aus dem Hause LEUCHTTURM.

Mehr erfahren
Blog

Hat Ihnen der Artikel gefallen?

Hier finden Sie weitere interessante Neuigkeiten sowie spannende Informationen.

Zum Blog
Zubehörkataloge 2022

Zubehörkataloge 2022

Für Münz- und Briefmarkenzubehör. Jetzt downloaden oder kostenlos anfordern!

Zu den Katalogen